Warum die elektrische G-Klasse (noch) nicht überzeugt
Von außen Kult, von innen konsequent elektrisch – doch der Mercedes G 580 mit EQ-Technologie stößt im Alltag schnell an seine Grenzen.
Ikone unter Strom
Mit viel PR und Pathos präsentierte Mercedes im April 2024 die vollelektrische G-Klasse: den G 580 mit EQ-Technologie. Vier radnahe Elektromotoren, 116 kWh Akkupaket, bis zu 432 PS Leistung und eine Optik, die der legendären Silhouette treu bleibt – auf dem Papier wirkt das SUV wie eine souveräne Antwort auf die Zukunft.
Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Technisch ambitioniert, emotional reduziert – und vor allem im Alltag mit gravierenden Nachteilen.
Geländekönner mit Einschränkungen
Im Offroad-Einsatz setzt die elektrische G-Klasse Maßstäbe. Dank Torque Vectoring, “G-Turn” (Drehung auf der Stelle) und radnahen Motoren meistert der Stromer anspruchsvollstes Terrain – und übertrifft in einigen Disziplinen sogar den Verbrenner.
Doch: Mit einem Leergewicht von über drei Tonnen bleibt die Zuladung unter 415 kg. Das reicht kaum für vier Erwachsene samt Gepäck – und einen Anhänger darf das Fahrzeug gar nicht ziehen. Für ein SUV dieser Klasse ist das ein klarer Rückschritt.
Viel Akku, wenig Reichweite
Mercedes gibt eine WLTP-Reichweite von bis zu 473 km an. In der Praxis pendelt sich der Stromverbrauch allerdings bei 27 bis 32 kWh/100 km ein. Realistisch ergibt das nur 300 bis 350 km Reichweite – wenig für ein Fahrzeug dieser Dimension und Preisklasse.
Dazu kommt: AC-Laden dauert über 11 Stunden (11 kW Standard-Lader), Schnellladen (DC, 200 kW) braucht für 10–80 % etwa 32 Minuten. Im Vergleich zu jüngeren Elektroplattformen wirkt das alles nicht mehr ganz zeitgemäß.
Design-Ikone mit leisen Tönen
Optisch bleibt der G seiner Linie treu: Kantiger Aufbau, Dachrinne, außenliegendes Ersatzrad – alles wie gewohnt. Selbst die Blinker auf den Kotflügeln sind geblieben.
Was fehlt? Der charakteristische V8-Sound. Der elektrische Antrieb bleibt – naturgemäß – still. Für viele Fans des Originals ein echter Stimmungskiller.
Premium-Preis mit Alltagslücken
Ab rund 142.600 Euro geht es los – die „Edition One“ kratzt an der 200.000 Euro-Marke. Ein stattlicher Preis für ein Fahrzeug, das im Alltag weniger transportiert, kürzer fährt und keine Anhängelast bietet.
Fazit: Zukunft mit Reibung
Die elektrische G-Klasse ist ein Statement – aber kein rundes Gesamtpaket. Ihre technischen Fähigkeiten im Gelände sind beeindruckend, doch im Alltag zeigt sie Schwächen, die sich nicht mit der Preisklasse vereinbaren lassen.
Stärken | Schwächen |
---|---|
Herausragende Geländefähigkeit | Geringe Zuladung und keine Anhängelast |
Ikonisches Design mit EQ-Upgrade | Hohes Gewicht, hoher Stromverbrauch |
Beeindruckende Technik (4 E-Motoren) | Reichweite im Alltag enttäuschend |
Gute DC-Ladeleistung (200 kW) | Veraltete AC-Ladelösung (11 kW) |
Elektrisch wendig wie nie zuvor | Fehlende emotionale Note (kein Motorsound) |
Ausblick: Besserung in Sicht?
Mercedes plant für 2026 eine kompaktere, vollelektrische „Baby-G-Klasse“ auf moderner MMA-Plattform mit 800-Volt-Technologie – effizienter, leichter, alltagstauglicher. Auch für die große G könnten künftig neue Zellchemien und Ladesysteme zum Einsatz kommen. Bis dahin bleibt der G 580 ein faszinierendes Technikobjekt – aber mehr Showcar als Alltagstalent.
Bilder: Mercedes-Benz Group AG / via mbpassion.de
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