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Siemens zeigt flexibles Megawatt-Ladesystem „Sicharge Flex“

Siemens erweitert sein Portfolio im Bereich der Schnellladetechnik: Auf der Busworld in Brüssel präsentierte das Unternehmen sein neues System Sicharge Flex. Das Besondere: Es kombiniert hohe Ladeleistungen im Megawatt-Bereich mit Flexibilität in der Systemarchitektur – und unterstützt sowohl den etablierten CCS-Standard als auch den neuen MCS-Standard für Nutzfahrzeuge.

Architektur mit Modularität

Im Kern setzt Sicharge Flex auf ein dezentrales Konzept: Ein zentrales Schaltschrankmodul (Cabinet) mit Stromversorgungseinheit kann über Entfernungen von bis zu 300 Metern mit einem oder mehreren Lade-Dispensern verbunden sein. Diese modulare Struktur ermöglicht eine räumliche Anpassung an den Standort, selbst wenn die Ladepunkte über ein größeres Areal verteilt sind.

Der Schaltschrank ist in drei Leistungsgrößen ausgelegt und deckt je nach Konfiguration einen Bereich von 480 kW bis zu 1,68 MW ab (bei bis zu 1.500 Ampere). Damit erreicht das System deutlich höhere Spitzenleistungen als viele Mitbewerber im MCS-Bereich.

Dynamische Verteilung & Mehrfachstecker

Ein intelligentes Lastmanagementsystem steuert in Echtzeit die Leistungsaufteilung auf die einzelnen Ladepunkte. Möglich ist eine Kombination aus CCS- und MCS-Anschlüssen – allerdings mit Einschränkungen: Bei einem dual-plug-Setup kann jeweils nur ein Stecker gleichzeitig genutzt werden („single-use“).

Pro System lassen sich bis zu sechs CCS-Ladepunkte oder vier MCS-Ladepunkte oder gemischte Konfigurationen realisieren. Auf voller Auslastung geteilt, kämen vier MCS-Ladepunkte bei maximaler Systemleistung auf je rund 420 kW.

Grenzen & praktische Anwendungen

Die maximale Leistung von 1,68 MW lässt sich jedoch nicht in jedem Fall voll ausschöpfen – etwa wegen Netzanschlussbeschränkungen oder fehlender Fahrzeugtechnik. Aktuell gibt es kaum Nutzfahrzeuge, die solch hohe Ladeleistungen unterstützen. In Versuchen wurden bislang Spitzenwerte um 1,14 MW erreicht – etwa beim Hersteller Designwerk.

Das System zielt insbesondere auf den Markt von Bussen und schweren Elektro-Lkws, bei denen große Batteriekapazitäten üblich sind und herkömmliche CCS-Lader wegen längerer Ladezeiten an Grenzen stoßen. Aufgrund des modularen, skalierbaren Designs ist Sicharge Flex auf Jahre ausgelegt – auch wenn viele Randbedingungen noch nicht vollständig gegeben sind.

Erster Einsatz: OMV-Standort in Kufstein

Ein konkreter Pilotkunde ist bereits gefunden: Der Mineralölkonzern OMV plant den Einsatz von Sicharge Flex an einer Tankstelle in Kufstein (Österreich) am A12-Korridor. In der ersten Ausbaustufe werden dort sechs Ladepunkte installiert, mit Erweiterung auf zehn Standorte bei Netzerweiterung.

Ziel ist es, an diesem Standort Elektroautos und E-Lkws gemeinsam versorgen zu können – und eine Praxisumgebung für das neu vorgestellte System zu schaffen.

Einschätzung & Ausblick

  • Technisch ambitioniert: Mit 1,68 MW liegt Siemens deutlich über vielen aktuellen Wettbewerbsanlagen und setzt einen hohen Anspruch an Netzinfrastruktur.

  • Zukunftsweisend: Da die Entwicklung von MCS-fähigen Starkstrom-Fahrzeugen noch im Gang ist, positioniert sich Siemens mit Sicharge Flex langfristig für den nächsten Technologiezyklus.

  • Herausforderungen bestehen: Netzkapazitäten, Fahrzeugkompatibilität, Kosteneffizienz und die konkrete Auslastung müssen sich in der Praxis bewähren.

  • Mehrwertpotenzial: Betreiber profitieren von Skalierbarkeit, Flexibilität und der Möglichkeit, verschiedene Fahrzeugtypen an einem Standort zu bedienen.

Mit diesem Schritt untermauert Siemens seinen Anspruch, im Bereich Ladeinfrastruktur nicht nur technologische Vorreiterrolle zu übernehmen, sondern auch die Transformation zu nachhaltiger Mobilität mitzugestalten.

Bild: Siemens

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