Volvo verlagert EX30-Produktion nach Belgien
Volvo hat einen entscheidenden Schritt unternommen, um seine Position im hart umkämpften Markt für Elektrofahrzeuge zu stärken: Das beliebte E-Modell EX30 wird nicht länger in China gefertigt, sondern im belgischen Werk Gent. Ziel ist es, die bislang langen Lieferzeiten deutlich zu reduzieren und auf die wachsenden politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu reagieren.
Lieferzeiten halbieren – Lagerbestand aufbauen
Der strategische Produktionswechsel kommt nicht von ungefähr. Kunden in Deutschland und Schweden hatten sich zuletzt über Wartezeiten von bis zu acht Monaten beklagt. Aktuell liegt die Lieferzeit für individuell konfigurierte Modelle laut deutschem Online-Konfigurator bei sechs bis sieben Monaten. Mit der Verlagerung nach Gent will Volvo das ändern: Ab Jahresende, wenn das belgische Werk vollständig hochgefahren ist, sollen Käufer ihren EX30 innerhalb von rund 90 Tagen erhalten.
Volvo-Europachef Arek Nowinski kündigte zudem an, den Lagerbestand fertiger Fahrzeuge in Europa auszubauen. „Je günstiger das Auto, desto mehr Fahrzeuge muss man auf Lager haben“, sagte er. Bereits produzierte Modelle könnten so schon innerhalb einer Woche ausgeliefert werden – ein entscheidender Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Absatzprobleme und neue Hoffnung
Der Umstieg auf belgische Produktion erfolgt auch vor dem Hintergrund eines Absatzrückgangs: Im ersten Halbjahr 2025 brach der EX30 in den europäischen Verkaufscharts vom dritten auf den zwölften Platz ein – ein Rückgang von 40 Prozent bei den Neuzulassungen. Die lange Wartezeit und die Produktionsumstellung gelten als Hauptursachen. Ein wesentlicher Grund für die Verlagerung der Produktion sind die neuen EU-Einfuhrzölle auf in China gefertigte Elektrofahrzeuge. Der Zollsatz für Volvo – eine Marke unter dem Dach des chinesischen Geely-Konzerns – ist von zehn auf 28,8 Prozent gestiegen. Laut Samuelsson sei es „unmöglich“, den EX30 unter diesen Bedingungen noch mit Gewinn in Europa zu verkaufen.
Die höheren Einfuhrzölle belasteten die Bilanz spürbar: Im zweiten Quartal 2025 verbuchte Volvo einen operativen Verlust von rund einer Milliarde US-Dollar. Auch der globale Absatz sank um neun Prozent auf 353.780 Fahrzeuge.
Strategie für den US-Markt
Nicht nur Europa profitiert vom belgischen Produktionsstandort. Auch der US-Markt soll verstärkt mit EX30-Modellen aus Gent beliefert werden – eine Reaktion auf die extremen Strafzölle von 147 Prozent auf chinesische Fahrzeuge in den USA. Elektroautos aus Europa unterliegen dort nur einem Zollsatz von 15 Prozent.
Volvo hat den Verkauf des Modells EC40 in den USA bereits eingestellt und will stattdessen den EX30 als Hoffnungsträger platzieren. Ab 2026 soll zudem der größere EX40 ebenfalls aus Belgien in die USA exportiert werden.
Fazit: Kurskorrektur mit Potenzial
Mit der Produktionsverlagerung nach Belgien will Volvo nicht nur den EX30 retten, sondern auch das Vertrauen in die Marke stärken. Kürzere Lieferzeiten, Zollersparnisse und ein wachsender Lagerbestand könnten dem kleinen Stromer einen zweiten Frühling bescheren – und Volvo helfen, verlorenen Boden im E-Auto-Rennen zurückzugewinnen.
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