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Mercedes-Benz stoppt US-Bestellungen für EQS und EQE

Mercedes-Benz hat in den USA einen vorübergehenden Bestellstopp für seine vollelektrischen Modelle EQS und EQE verhängt. Betroffen sind sowohl die Limousinen als auch die SUV-Varianten. Als Grund gibt das Unternehmen „aktuelle Marktbedingungen“ an, ohne jedoch ein konkretes Datum für die Wiederaufnahme der Bestellungen zu nennen.

Diese Maßnahme folgt auf den bereits angekündigten Produktionsstopp der EQ-Modelle für den US-Markt. Ab dem 1. September wird die Fertigung der EQS- und EQE-Modelle im Werk Vance, Alabama, für den heimischen Markt eingestellt. Die Produktion für den Export soll hingegen weiterhin fortgesetzt werden.

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In den vergangenen zwölf Monaten hat die Nachfrage nach Elektroautos in den USA spürbar nachgelassen. Prognosen gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, da wichtige steuerliche Anreize für neue und gebrauchte E-Autos im Herbst auslaufen. Mercedes reagierte darauf mit dem Produktionsstopp für den US-Markt. Die betroffenen Fahrzeuge werden in Vance produziert, wo auch Verbrennungsmotor-Modelle vom Band laufen.

Trotz hoher Investitionen konnte Mercedes in den USA bislang nicht die erhoffte Marktposition im Bereich der Elektroautos erreichen. Die EQ-Modelle sehen sich häufig mit Kritik konfrontiert – sowohl wegen ihres Designs als auch aufgrund der vergleichsweise hohen Einstiegspreise. Dies dämpft die Kundennachfrage zusätzlich. Zudem sorgt ein langsamer Lagerumschlag für zusätzlichen Verkaufsdruck: Händler benötigen deutlich mehr Zeit, um die Elektrofahrzeuge abzusetzen als bei anderen Modellen von Mercedes.

Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2025 zeigen einen deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen: Beim EQS SUV gingen die Auslieferungen um fast ein Drittel zurück, beim EQE Crossover waren es sogar über ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Um dem entgegenzuwirken, reagierte Mercedes mit deutlichen Preisnachlässen: Der EQE wurde im zweiten Quartal um bis zu 18 Prozent günstiger angeboten, der EQS um etwa 15 Prozent. Trotz dieser Maßnahmen bleiben die Lagerbestände ein Problem – die durchschnittliche Standzeit eines EQE im Autohaus liegt bei 113 Tagen, beim EQS bei 87 Tagen. Zum Vergleich: Alle Mercedes-Modelle zusammen kommen auf eine durchschnittliche Standzeit von 72 Tagen.

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Branchenexperten sehen diese Entwicklung kritisch. Ivan Drury von Edmunds warnt, dass kurzfristige Rabatte zwar den Absatz ankurbeln können, langfristig jedoch der Markenwahrnehmung schaden. Hohe Nachlässe kombiniert mit niedrigen Restwerten könnten das Vertrauen der Kunden in den Wiederverkaufswert schwächen und somit auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Modellreihe gefährden.

Vor diesem Hintergrund konzentriert sich Mercedes in den USA künftig stärker auf Benziner und Crossover mit Verbrennungsmotor – Modelle, die bei amerikanischen Kund:innen nach wie vor beliebter sind. Elektroautos werden hier bislang eher zögerlich angenommen, besonders wenn Preis und Alltagstauglichkeit nicht in einem überzeugenden Verhältnis stehen.

Die Umstellung der Produktion auf höher nachgefragte Modelle ist daher nachvollziehbar. Gleichzeitig zeigt der Fokus auf den Export, dass Mercedes seine Elektromobilitätsstrategie international weiterverfolgt – insbesondere in Märkten, in denen Elektrofahrzeuge stärker nachgefragt werden. Ob und wann Mercedes in den USA eine neue Offensive für Elektroautos startet, bleibt offen. Derzeit richtet sich der Blick des Unternehmens auf Regionen, in denen die Elektromobilität schneller Fuß fasst.

Bilder: Mercedes-Benz Group AG

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